Bericht der Universität

Titel:
„Engpass“ bei Seminaren entschärft: Wirtschaftswissenschaft erwartet mehr Abschlüsse
AutorInnen:
Kleine, A.
Kategorie:
Sonstiges
 
Bericht der Universität
Abstract:

Bessere Kapazitätsausnutzung – Bedürfnisse von Studierenden und Prüfenden im Fokus

Seminare spielen am Ende wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge an der FernUniversität in Hagen eine wichtige Rolle. Sie vermitteln Studierenden Rüstzeug für das wissenschaftliche Arbeiten in der Abschlussarbeit. Jedoch erwiesen sie sich bisher immer wieder als „Engpass“: Bekamen Fernstudierende nicht das gewünschte Seminar zugeteilt, mussten sie oft noch ein Semester „dranhängen“. Das widerspricht vor allem den Bedürfnissen vieler Teilzeitstudierender, die ihr Seminar – oft aus beruflichen Gründen – zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt absolvieren möchten.

Dieses Problem konnte die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft an der FernUniversität nun zur allseitigen Zufriedenheit entschärfen: Die Bewerberinnen und Bewerber um Seminarplätze werden durch ein neues zentrales Zuordnungssystem ausgesucht, das sie besser und schneller auf die Seminare verteilt. Und zwar so, dass viel weniger Plätze unbesetzt bleiben. Die Entwicklung dauerte insgesamt zweieinhalb Jahre, seit kurzem läuft das System in der endgültigen Fassung. Es stößt bei Studierenden, Prüfenden und im Prüfungsamt auf große Zustimmung.

Initiiert wurde es von Prof. Dr. Andreas Kleine, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insb. Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik: „Das frühere Zuteilungssystem war nicht optimal.“ Im Jahr 2013 begann er mit der Entwicklung eines neuen. Mitstreitende fand er im Prüfungsamt der Fakultät und im Zentrum für Medien und IT (ZMI) der FernUniversität.

Ausgangsüberlegungen waren,

– die angebotenen Seminare optimal auszulasten,

– die Auswahl der Teilnehmenden transparenter zu machen

– und Wartesemester zu vermeiden.

Es galt, das System stärker an den Interessen der Studierenden auszurichten, ohne die Lehrenden (noch) stärker zu belasten und ohne Angebotszahl und hohe Nachfrage zu ändern.

Beim früheren System gaben die Studierenden im Zuge ihrer Online-Anmeldung Präferenzen für Seminare an. Die Prüfenden wählten die Studierenden mit Präferenz „eins“ für ihr Seminar aus und vergaben noch vorhandene Plätze an Studierende mit der Präferenz „zwei“. Solange, bis es keine freien Plätze mehr gab oder die Nachfrage befriedigt war. Manche Seminare wurden mehrfach „überbucht“, andere bei weitem nicht ausgelastet. Viele Studierende gingen leer aus.

Im Sommersemester 2015 zum Beispiel gab es 731 Seminarplätze und 730 Anmeldungen. Nach dem alten System wären 132 Plätze frei geblieben, gleichzeitig wären 131 Studierende – 18 Prozent – nicht zum Zuge gekommen.

Da das neue System angewandt wurde, haben jedoch nur 32 Studierende – 4 Prozent, alle mit Priorität „drei“ – keinen Seminarplatz erhalten. Im alten Vergabeverfahren hätten 38 Studierende mit der Priorität „eins“, 46 mit „zwei“ und 47 mit „drei“ keinen Platz bekommen. Durch das neue Verfahren konnten somit knapp 100 Studierende einen Seminarplatz zusätzlich erhalten, was ungefähr der Auslastung von fünf zusätzlichen Seminaren entspricht.

Mit dem neuen System kann also ein Maximum am Studierenden einen Platz in einem Seminar mit der Präferenz „eins“ erhalten, ebenso können fast alle Plätze belegt werden. Die Studierenden erfüllten fast alle die notwendigen Voraussetzungen. Auch das Ziel, möglichst alle Studierenden mit hoher Vergabe-Priorität zu bedienen, ist realistisch.

Schnell und erfolgreich studieren bringt Vorteile

Die Vergabepriorität „eins“ bekommt, wer schnell studiert und weit vorangekommen ist, also in der Regelstudienzeit kurz vor dem Abschluss steht. Dies gilt beispielsweise für Bachelor-Studierende im achten Semester, die mindestens 14 Module studiert haben. Die Stufe „zwei“ erhält, wer weit ist, aber eher langsam vorankommt. Für alle anderen gilt die dritte Stufe.

Hierfür wurde das Verfahren der Seminarverteilung geändert. Die Lehrstühle melden jetzt ihre Seminare, jeweilige Kapazitäten sowie notwendige und gewünschte Voraussetzungen im WebRegIS an. Dies ist eine vor langer Zeit an der FernUniversität entwickelte Software, die vom ZMI an das neue Verfahren angepasst wurde. Die Angaben werden in eine Eingabemaske eingearbeitet, in die die Studierenden unter anderem ihren Studiengang, ihren Status, das Abschlussziel sowie erbrachte Studien- und Prüfungsleistungen eintragen. Und mindestens drei Präferenzen für Seminare, deren Teilnahmevoraussetzungen sie erfüllen.

Prof. Kleine rät allen, auf „taktische Spielchen“ zu verzichten und möglichst viele Präferenzen zu äußern: „Wählen Sie ihre Seminare und Präferenzen sorgfältig – also das, was ihnen wirklich nutzt. Denn es ist realistisch, dass man dem Seminar zugeteilt wird.“

Einheitliche, transparente und schnelle Zuordnung

Die Zuordnung erfolgt mit einem „Linearen gewichteten Goal-Programming-Modell“, einem Ansatz der mathematischen Optimierung. Die dabei automatisch berücksichtigten Vergabekriterien sind für alle einheitlich und transparent. Zusammen mit dem ZMI wurde der Prozess entscheidend verkürzt: Sind alle Daten eingegeben, können die Prüfenden in Sekundenschnelle sehen, wer jedem Seminar zugeordnet ist. „Die Bewerberinnen und Bewerber erhalten schon etwa eine Woche nach Bewerbungsschluss ihren Bescheid“, freut sich Dr. Jens Wehrmann. Der Leiter des Prüfungsamtes Wirtschaftswissenschaft weiter: „Früher konnte das mit einem riesigen Aufwand bis zu sechs Wochen dauern.“

Qualität der Abschlüsse unverändert

„Das bisherige Verfahren hatte vor allem die Studierenden mit der ersten Präferenz im Blick, das neue berücksichtigt insbesondere auch den Studienfortschritt. Viele Studierende können nun schneller zum Abschluss kommen“, nennt Prof. Kleine einen ganz zentralen Vorteil. „Dabei wird die wissenschaftliche Qualität der Abschlüsse ja nicht angetastet. Wir führen nur zusätzlich zu den hervorragenden Studierenden weitere zu einem früheren Abschluss.“ Jens Wehrmann ergänzt: „Die Änderungen finden im Vorfeld der Seminarprüfung statt, bei den Prüfungsleistungen ändert sich nichts. Da sind alle weiterhin auf sich selbst gestellt.“

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10.05.2024